Meldung

Artikel in der Zeitung "Die Rheinpfalz" zum 20. Jubiläum

Interview: Donum vitae" oder "Geschenk des Lebens" heißt die staatlich anerkannte Beratungsstelle in Landstuhl rund um die Schwangerschaft und Schwangerschaftskonfliktberatung. Seit ihrer Eröffnung vor 20 Jahren wird sie von Diplom-Sozialarbeiterin Christine Joniks geleitet. Was sich in dieser Zeit getan hat, berichtet sie im Gespräch mit RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Monika Klein.

Frau Joniks, Sie waren von Anfang an dabei?

Ja, ich habe die Stelle in Landstuhl aufgebaut. Ich habe in einem Büro mit einem Stuhl, einem Schreibtisch und einem Aktenschrank angefangen. Schreibutensilien habe ich mir von daheim mitgebracht.

Das hört sich nach einer Herausforderung an. 

Ja, das war es. Es gab damals ja in diesem Sinne nichts vergleichbares. Der bundesweite Verein "donum vitae" wurde von Laien und dem Zentralkomitee der Katholiken gegründet, weil sie sagten: "Das kann so nicht sein, was da passiert. Wir müssen uns engagieren." Ich musste Basisarbeit leisten. Ich habe damals überlegt, wie ich anfange und habe erst einmal Öffentlichkeitsarbeit betrieben, indem ich Hausärzte, Frauenärzte und Kinderärzte besucht habe. Es ging darum, bekannt zu machen, dass es uns gibt. In der Presse gabe es einen großen Medienrummel.

Wurde die Beratungsstelle gleich angenommen?

Erstaunlicherweise wurden wir sehr schnell frequentiert und hatten hohe Fallzahlen. Es ging sehr schnell los und ich hatte Vorkenntnisse, weil ich vorher sehr lange in einer kirchlichen Beratungsstelle gearbeitet hatte. Ich erinnere mich noch gut an die ersten beiden Klientinnen. Es waren minderjährige schwangere. 

Schildern Sie typische Fälle, die Sie betreuen.

Es sind Frauen, die sich von ihrem Freund oder Ehemann getrennt haben. Sie haben gearbeitet, um sich ein Zubrot zu verdienen, vielleicht sind ein, zwei Kinder da. Auch Gewalt kann im Spiel sein. Irgendwann ist es dann soweit, dass sie uns aufsuchen, weil sie schwanger sind und sagen, dass sie das alles nicht nochmal mitmachen können.

Wir bleiben lange Ansprechpartner, oft bis zum dritten oder vierten Lebensjahr des Kindes. Wir schauen, welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt - zum Beispiel, dass das Kindergeld auf sie überschrieben wird, oder, dass sie Grundsicherung erhalten. Alle diese Dinge regeln wir gemeinsam.

Ein anderer typischer Fall?

Eine junge Frau, die noch in der Ausbildung ist oder den Schulabschluss noch nicht hat. Oft sind ja beide Eltern berufstätig und können das Kind nicht betreuen. Wir überlegen, wie sie unterstützt werden kann, damit sie ihre Ausbildung macht und sich für das Kind entscheidet. Da geht es um Betreuungsmöglichkeiten oder finanzielle Hilfe.

Was ist das Ziel der Beratung?

Es ist immer eine neutrale, ergebnisoffene Beratung, die dem Menschen zugewandt ist. Ziel ist, dass die Frau ihren Weg, eine Entscheidung findet, mit der sie in der Zukunft leben kann. Es geht um die Frau, die maßgebende und weitreichende Gründe für ihre Entscheidung hat. Unser gesetztlicher Auftrag und die Beratung dienen natürlich dem Schutz des ungeborenen Lebens. Der christliche Hintergrund spielt immer eine Rolle und ist meine Überzeugung. Die Situation mit der katholischen Kirche (Anmerkung der Redaktion: Die katholische Kirche lehnt eine Abtreibung stets ab.) hat sich entspannt. Aus einem Schreiben des früheren Vorsitzenden der Bischofskonferenz vom Frühjar 2018 geht hervor, dass die Amtskirche dankbar für Hilfestellung durch "donum vitae" ist.

Inwiefern hat sich das Beratungsangebot erweitert?

Wir bieten eine psychosoziale Beratung bei pränataler Diagnostik, also bei dem Verdacht auf eine Behinderung des ungeborenen Kindes, an. Wenn das Elternpaar erfährt, dass das Kind eventuell eine Beeinträchtigung hat und sich die Frage stellt, ob es diese Aufgabe überhaupt leisten kann, ist ein Gespräch sehr oft hilfreich. Vor circa zehn Jahren habe ich dafür eine Zusatzausbildung als psychosoziale Beraterin für pränatale Diagnostik gemacht. Die Prävention war uns schon immer wichtig, um vorbeugend zu arbeiten, damit es nicht zu einer ungewollten Schwangerschaft kommt. Wir gehen in Schulen und laden auch Schülergruppen zu uns ein. Das ist wichtig, weil wir uns als Beratungsstelle vorstellen können und sie so einen Eindruck von der Beratungsstelle bekommen. Damit nehmen wir ein Stück weit Angst oder Scheu. Im laufe der Jahre hat sich das so entwickelt, dass wir auch Frauen, Männer und Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch beraten. Dafür habe ich ebenfalls eine Zusatzausbildung als zertifizierte psychosoziale Kinderwunschberaterin bei der Deutschen Gesellschaft für Kinderwunschberatung gemacht. Davon gibt es nicht viele in unserer Region und daher ist ein großer Bedarf da.

Die Beratungsstelle öffnete am 5. Juni 2000. Sicher war eine Feier geplant?

Wir hatten eine Feier geplant und waren voll in den Vorbereitungen. Dann kam das Coronavirus und wir konnten rechtzeitig stoppen. Angedacht ist es, die Feier nachzuholen, aber da legen wir uns nicht fest.

Zur Sache: Das ist "donum vitae"

Die "donum vitae"-Beratungsstelle in Landstuhl mit der rheinland-pfälzischen Geschäftsstelle öffnete am 5. Juni 2000 ihre Türen. Sie war in Deutschland die zweite und landesweit die erste staatlich anerkannte Schwangerenberatungsstelle. In den 20 Jahren wurden ca. 4500 Fälle betreut und 35.000 Beratungsgespräche geführt. Das Zuständigkeitsgebiet umfasst die Westpfalz mit der Stadt und dem Landkreis Kaiserslautern, den Südwestkreis mit Zweibrücken und Pirmasens und den Landkreis Kusel.

Der bundweite Verein "donum vitae" wurde als Reaktion darauf gegründet, dass Papst Johannes Paul II. den kirchlichen Schwangerschaftsberatungsstellen untersagte, den für eine straffreie Abtreibung erforderlichen Beratungsschein auszustellen. Bundesweit gibt es mehr als 200 "donum vitae"-Beratungsstellen, in Rheinland-pfalz sind es sieben. Die Beratungen finden unter Schweigepflicht in einem geschützten Rahmen statt. Sie sind unabhängig von Religion und Nationalität und kostenfrei.

 

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